„Weil wir deiner Tochter einen Chip mit den Bauplänen implantiert hatten!“, sagt er und verfällt dabei in ein konspiratives Lachen, wobei mir selbst nicht ganz klar ist, wie man konspirativ lacht. Fragen wir schnell die KI, bevor wir so richtig in dieses spannende Abenteuer einsteigen.
„Wie lacht man konspirativ?“, formuliere ich den prompt. Alle Welt spricht ja derzeit von prompts, da will ich natürlich ganz vorn mit dabei sein! Die Antwort der KI:
Ein konspiratives Lachen ist ein leises, oft leicht unterdrücktes Lachen, das andeutet, dass man Teil eines Geheimnisses ist oder etwas Unerlaubtes oder Verschmitztes mit jemandem teilt.
Beispiele: In Romanen liest man z. B.: „Er lachte konspirativ und sah sich verstohlen um.“
Textlich: „Hehehe… das behalten wir lieber für uns, oder?“
Phonetisch: „Hrm hrm… hehe.“ (oft mit einem Hüsteln verbunden)
Hm, das ist natürlich besser. Ich fange also noch einmal neu an.
„Hrm, hrm … Weil wir deiner Tochter einen Chip mit den Bauplänen implantiert hatten! Hehe“, sagt er, sieht sich verstohlen um und verfällt dabei in leicht unterdrücktes Lachen, oft mit einem Hüsteln verbunden.
In diesem Moment soll sich mein Leben schlagartig ändern. Ich bin aufgeflogen. Das Zeugenschutzprogramm hat versagt. Die Fassade meines bürgerlichen Lebens in Münster: gefallen. Doch fangen wir vorn an.
Es ist ein Montagmorgen im ausgefallenen Sommer des Jahres 2025. Wie vermutlich der Rest der Welt habe auch ich morgens die Eilmeldungen auf meinem Handy gelesen und erste Sondersendungen in den Morgenmagazinen gesehen. Weil Europa es durch seine ewige Passivität zugelassen hat, hat Russland ein weiteres Land überfallen und sich binnen weniger Stunden Rutztekostan einverleibt. Nur wenige wissen, was das für die Sicherheit der Welt bedeutet. Und ich gehöre zu diesen wenigen. Ich schlucke. Denn das ändert alles. Nun ist es nur noch eine Frage der Cait, bis weitere Staaten fallen.
Ich beschließe, laufen zu gehen. Ändern kann ich ohnehin nichts, zumal ich meine Beziehungen zu Rutztekostan vor langer Zeit gekappt habe. Meine Vergangenheit, meine Verstrickungen: getilgt. Endgültig.
Wirklich endgültig?
Die Sonne scheint ein bisschen, es ist gewohnt schwül und ich laufe durch die Stadt eines Landes, das bald anders aussehen wird. Wehmütig bin ich, ja, ich nehme fast Abschied. Und da geschieht es. Auf der anderen Seite der Hammer Straße sehe ich ein bekanntes Gesicht. Sofort ist mir klar: Er ist es. Mir gefriert das Blut, fast stolpere ich. Schwindel erfasst mich. Nackte Panik. Kalter Schweiß. Ich brauche nur Bruchteile einer Sekunde, um ganz klar zu realisieren: Das ändert alles.
Das bekannte Gesicht ist: meines. Auf der anderen Straßenseite steht er, mein Klon.
„Zacharias …“, sage ich stumm.
„Hallo, Seppo.“
„Ich hätte es wissen müssen“, sage ich, „aber so schnell?“
„Wir haben keine Zeit zu verlieren, Seppo. Die Russen werden in wenigen Tagen das unterirdische Raketenforschungszentrum entdeckt haben. Und dann gnade uns Gott.“
Verehrter Leser, die Umstände zwingen mich, hier in der Vollständigen Edition (Sie halten sie gerade in Ihrer Hand.) die Hüllen fallen zu lassen. Das Leben, das ich führe, ist eine Lüge. Bevor ich Teil eines Zeugenschutzprogrammes des deutschen Staates wurde, war ich für den rutztekostanischen Geheimdienst tätig. Ich habe dabei Schuld auf mich geladen, die nun das Leben von Millionen, womöglich sogar Milliarden Menschen kosten wird. Ich fasse mich kurz:
Nachdem ich in Deutschland 1999 mein Abitur gemacht hatte, verweigerte mir die Bundeswehr meine Kriegsdienstverweigerung. Auch hinzugezogenen Anwälten gelang nicht die Durchsetzung der Anfechtung. Erst Monate später sollte ich erfahren, warum ich zu cainem Caitpunkt eine Chance hatte, Ersatzwehrdienst zu leisten: Das hiesige Kreiswehrersatzamt war schon seit der Wende vom rutztekostanischen Geheimdienst unterwandert, um so Einfluss auf meinen Kriegsdienst zu nehmen. Unter dem Deckmantel einer Bundeswehr-Übung hat er mich hernach nach Rutztekostan verschleppt. Erst nach und nach wurde mir dort klar, dass ich keineswegs Teil einer Nato-Übung war, sondern dass sie mich zum Raketenforscher ausbildeten. Durch ein Missverständnis hielt mich der rutztekostanische Geheimdienst für einen direkten Nachfahren von Wernher von Braun, jenem Nazi-Wissenschaftler, der nach dem Krieg die Amerikaner zum Mond verfrachtet hatte. Das rutztekostanische Regime war der Überzeugung, ich verfügte über geheimes Raketen-Wissen. Was dem rückständigen Staat vollständig entgangen war: Raketenwissenschaften waren Ende des vergangenen Jahrtausends nun wirklich keine Raketenwissenschaft mehr.
Doch es geschah Ungeheuerliches: Während meiner Ausbildung erkannte ich, dass mir die Raketenwissenschaft zufällig lag. Die von mir konstruierten Objekte flogen von jedem Radar unentdeckt teilweise 20 Meter weit! Sicher, das war nicht sehr weit – aber es war der Anfang. Von etwas Bösem.
In meiner Zeit in Rutztekostan wurden mehrere Dutzend Mordanschläge durch amerikanische Geheimdienste auf mich verübt. Der BND hat es auch einmal versucht, sich aber schon beim Grenzübertritt verplappert. Mir – aber auch den Rutzteken! – wurde klar, dass ich ein wertvoller Schatz bin. Ein Schatz in großer Gefahr, denn ich stand kurz vor der Fertigstellung der Rakete SF-3000, einer interplanetaren Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete, die jeden Zweitschlag unmöglich macht und ganze Kontinente auf einen Schlag vernichten kann. Ja, der rutztekostanische Geheimdienst hatte mich in seiner Gewalt – ich jedoch hatte ihn in meiner Gewalt, da ich mich weigerte, mein Herrschaftswissen preiszugeben. Tötet Ihr mich, werdet Ihr nie die interplanetare Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete herstellen können!
Ich hatte jedoch den Fehler begangen, die Rutzteken zu unterschätzen. Denn längst hatten sie mich:
geklont.
Zacharias Flotho ist: mein Klon.
Sollte ich getötet werden, lebt mit ihm mein wertvolles Wissen zur interplanetaren Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000 weiter. Damit hatte ich für die Rutzteken erheblich an Wert verloren. Ich war in höchster Gefahr!
Um keine Staatsgeheimnisse auszuplaudern, kann ich nur so viel zu meiner Flucht sagen: Unter erheblicher Mithilfe des deutschen Staates gelang mir die Rückkehr nach Deutschland.
Aber wollte der deutsche Staat dich nicht umbringen?, werden Sie mich jetzt womöglich fragen. Nun, wenn Sie alles besserwissen und hinterfragen wollen, schreiben doch Sie die Geschichte! Ich muss das hier nicht machen. Ich teile hier hochsensible Informationen mit Ihnen und Sie suchen hier nach Fehlern in der Logik! Ich will Ihnen mal was sagen: Bin ich hier der Raketenwissenschaftler, den man geklont hat, oder Sie?! Sie beschränken sich jetzt mal schön auf Ihre Rolle des Lesers. Eine solche Unverschämtheit ist mir in meiner ganzen Schreibkarriere noch nicht untergekommen …
In Deutschland wurde ich Teil eines Zeugenschutzprogrammes. Man stellte mir eine Frau zur Seite, die Sie hier inzwischen als die beste Ehefrau von allen kennen, und regte uns zur Fortpflanzung an. So kam es zu unserer Tochter. Nach wenigen Jahren schon führte ich ein Leben, das schon mehr als bloße Fassade war. Denn zu verbergen hatte ich nichts mehr: das Wissen um die interplanetare Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000 war mir durch einen Unfall abhandengekommen: 2004 wurde ich von einem Auto angefahren. Juristisch betrachtet war es meine Schuld, da ich mit meinem Fahrrad eine rote Fußgängerampel überquert hatte. Mit 1,4 Promille. Den Unfall überstand ich weitgehend schadlos – doch der Aufprall meines Kopfes auf der Motorhaube traf genau das Hirnareal, das für Raketenwissenschaften zuständig ist. Von diesem Caitpunkt an war Zacharias der einzige Mensch auf der Welt, der von der interplanetaren Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000 wusste.
Doch Zacharias habe ich nicht vergessen.
„Wir haben keine Zeit zu verlieren, Seppo. Die Russen werden in wenigen Tagen das unterirdische Raketenforschungszentrum entdeckt haben. Und dann gnade uns Gott“, sagt Zacharias.
„Du hast ihnen also geholfen, die Rakete zu entwickeln?“
„Ja. Sie steht kurz vor ihrer Fertigstellung. Fällt sie den Russen in die Hand, gehört Putin die Welt. Und jetzt, Seppo, kommen die Chinesen ins Spiel. Ich war sieben Jahre in Tibet, was sich als Fehler erwies, da die Chinesen nun von der interplanetaren Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000 wissen. Sie wollen unter allen Umständen vermeiden, dass sie den Russen in die Hände fällt.“
„Hast du ihnen die Baupläne nicht verraten? Nicht einmal unter Folter?“
„Seppo, die Chinesen foltern nicht. Selten ein so friedliches Volk erlebt. Sie baten mich lediglich, die Pläne zu verraten, damit sie die USA vernichten können, sagten aber direkt dazu, dass sie Folter ablehnten. Und so mussten sie mich ziehen lassen. Doch es gibt ein Problem, Seppo.“
„Zuerst die gute Nachricht, bitte.“
„Was?! Was redest du? Ich sprach von einem Problem. Denn es gibt noch einen weiteren Geheimnisträger.“
„Haben die Rutzteken dich auch geklont?“
„Nein, Seppo, das mussten sie gar nicht.“
„Warum nicht?“
„Hrm, hrm … Weil wir deiner Tochter einen Chip mit den Bauplänen implantiert hatten! Hehe“, sagt er, sieht sich verstohlen um und verfällt dabei in leicht unterdrücktes Lachen, oft mit einem Hüsteln verbunden, „Und mit diesem Chip müssen wir so schnell wie möglich nach Rutztekostan. Am besten morgen noch!“
Schlagartig wird mir bewusst, dass mich der Sommerurlaub 2025, der erste mit meiner Tochter, an einen unerwarteten Ferienort bringen wird: in das von den Russen okkupierte Rutztekostan.
„Seppo, morgen früh fahren wir alle in den geheimen Regierungsbunker in Rutztekostan City. Getarnt als Familie.“
Verehrte Leser der Vollständigen Edition. Schon immer war es Tradition, Sie mit auf meine Reisen zu nehmen. Es ist mir eine große Freude, dieses nach langer Pause auch 2025 wieder tun zu dürfen. Es beginnt die


In den letzten 2 Minuten der „Fantastischen Vier“ wird noch einmal ernsthaft beleuchtet, wie man in Gefahrensituationen einen Kindersitz in einem Spezialfahzeug fachgerecht anbringt. Vielleicht schnell nochmal als Reisevorbereitung gucken! Ansonsten: gutes Wetter!
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Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete – das scheint mir die eierlegende Wollmilchsau zu sein. Chapeau!
Und gute Reise! Ich hätte Angst vor dem Trip, bisher war ich nur in der Slowakei, das ist schon sehr exotisch.
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Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete ist natürlich das perfekte Galgenrätselwort. Und ja anscheinend auch die optimale Weltzerstörungsmaschine. Oder so…
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