„Ach, und deshalb müssen wir Beatrix von Storch finden …“, murmelt meine Frau, nachdem ich meine Gefährten auf den neuesten Stand unserer Missionsziele gebracht habe. Denn nach allem, was wir wissen, hat Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, die Frau mit den vielen Namen, aber mit nur dem einen Gesicht, ihre Hände im Spiel und das federführend. Sie ist die Strippenzieherin nicht nur hinter dem rutztekostanischen Raketenprogramm, nein, auch hinter dem Angriff Russlands auf Rutztekostan. Das klingt widersprüchlich, doch wen überraschen bei knallharten Nazis schon Widersprüche? Braune Opportunisten machen sogar mit den Kommunisten gemeinsame Sache. Das bestätigt auch Zacharias‘ Einlassung:

„Nach allem, was wir wissen, befindet sich auch Sarah Wagenknecht auf der Mondbasis der Nazis.“

Doch der Endgegner unserer Mission ist Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, die sie auf dem Mond auch die Grand Dame der Milchstraße nennen.

„‚Eilika‘, seltsamer Name“, sagt meine Frau, „klingt wie ‚Eierlikör‘, wenn man ‚Eierlikör‘ nach zu viel Eierlikör ausspricht.“

„Du wirst lachen“, sage ich zu ihr, „Aber tatsächlich unterhält Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch eine illegale Eierlikör-Fabrik auf dem Mond. Sie verstößt damit gegen das internationale Mond-Abkommen.“

„Den Eierlikör exportiert sie nach Russland. Als Gegenleistung erhält die braune Nazibrut der AfD unzulässige, aber offenbar wirksame Wahlkampfunterstützung“, erklärt Zacharias weiter.

Und so erkennen wir, dass diese scheinbar abstruse Situation mit ihrer surrealen Gemengelage nichts anderes ist als ein für die Welt brandgefährlicher Masterplan. Somit ist es nicht nur unser Ziel, die interplanetare Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000, in der wir gerade sitzen, zu vernichten, sondern auch die Mondbasis der Nazis zu zerstören.

„Zerstören wir Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, retten wir Freiheit und Demokratie!“, fasst meine Tochter zusammen. Unsere beschwerliche Reise hat ihr gutgetan, für ihre zehneinhalb Monate ist sie schon sehr weit: Im Umgang mit dem Maschinengewehr übertrifft sie sämtliche Altersgenossen und auch die Handlung unseres Abenteuers stellt für sie überhaupt kein Problem dar. Darum ist es auch sie, die die zündende Idee hat:

„Wir fliegen mit unserer Rakete direkt in das Herz der Mondbasis der Nazis. Dann macht es bumm und dann fallen alle Häuser um und alle Kühe.“

Genial, denke ich. Und auch meine Frau ist begeistert: „Sie kommt ganz nach dir!“, sagt sie und ergänzt: „Leider. Denn was ist mit uns? Wir sitzen doch in der interplanetaren Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000, wenn sie samt Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch explodiert! Ich bin nicht bereit, mich zu opfern. Und unsere Tochter schon gar nicht!“

„Eierlikör“, sagt meine Tochter.

Meine Frau weiter: „Ich darf daran erinnern, dass wir drei – ohne Zacharias! – gemütlich in die Sommerfrische reisen wollten. Stattdessen sitze ich gerade in einer Rakete zum Mond!“

„Andere würden sonst was dafür geben!“, halte ich dagegen.

„Aber doch nicht mit einer nuklearen Explosion am Ende?“, ruft sie.

„Aber wir retten die Welt und die Demokratie dazu!“, rufe ich.

„Solange in Deutschland Parteien an der Macht sind, die den neuen Nazis den roten Teppich ausrollen und nichts unterlassen, das ihnen den Weg zur Macht freiräumt, werden die Faschisten immer wieder kommen! Gegen die Nazis hilft keine interplanetare Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000, sondern nur eine wirklich wehrhafte Demokratie mit einer Zivilgesellschaft, die nicht alles mit sich machen lässt. An beidem mangelt es leider!“, exklamiert sie.

Nach kurzer Stille fängt Zacharias an zu applaudieren. Und auch meine Tochter und ich steigen mit ein. Es ist dieser Moment der Klarheit nach großer Verzweiflung, der uns neuen Mut fassen lässt.

„Ich helfe euch dabei!“

Eine fremde Stimme stimmt feierlich mit ein: „Zerstören wir die Mondbasis und beenden die Machtergreifung der Nazis!“

„Wer ist da? Kommen Sie aus Ihrem Versteck!“, ruft meine Tochter, das Gewehr im Anschlag.

Verehrter Leser, halten Sie sich fest. Wenn Sie zu denen gehören, die schon seit längerer Zeit diese Texte aus dem einzigartigen Kanon von mir, von Sebastian Flotho, lesen, werden Sie nun nicht glauben können, wer aus einer Bodenluke unserer Rakete hervorsteigt.

„Lara!“, rufe ich, „Lara Ungern! Was in dreiteufelsnamen tust du denn hier? Hatte ich dich nicht mehrfach umgebracht?!“

„Ja, aber ich wollte mich zumindest einmal blicken lassen zu deinem Schreib-Comeback!“, sagt sie und fällt mir um den Hals.

Schnell erklärt sie uns, wie sie überhaupt in die interplanetare Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000 gelangt ist und es erscheint uns nur folgerichtig, was sie uns berichtet.

„Damit ist es zwangsläufig, dass wir dich hier heute treffen. Es konnte gar nicht anders kommen!“, stelle ich fest. Und ja, lieber Leser, ich wische mir beim Schreiben dieser Zeilen eine Träne aus dem Auge, denn auch ich war nicht darauf gefasst, dass wir noch einmal von Lara hören würden. Und ich bin erst recht gerührt, als sie sagt:

„Ich werde euch zunächst auf der Erde absetzen und dann zum Mond fliegen, um die Grand Dame der Milchstraße samt Eierlikör-Fabrikation zu vernichten.“

„Aber Lara, dann wärst auch du tot!“, sage ich.

„Ja. Doch ich bin bereit, dieses Opfer zu bringen. Dafür, dass ich noch ein letztes Mal Teil deines Figurenuniversums sein darf.“

„Okay“, sage ich und wir reichen uns feierlich die Hand. Zunächst Lara und ich, dann reiche ich, während ich mit rechts noch Laras rechte Hand halte, Zacharias‘ meine linke Hand. Damit es passt, reicht er mir ebenfalls seine linke, um dann meiner Frau seine rechte zu reichen. Sie reicht ihre rechte zurück und reicht die linke Laras linker Hand, die nun ihre rechte Hand aus meiner rechten löst, damit sie ihre rechte meiner Frau reichen kann. Zacharias löst nun seine linke aus meiner, um seine linke der linken meiner Tochter reichen zu können. Die aber hält in ihrer linken das Maschinengewehr. Weil sie und Zacharias sich nun verheddern, lösen sich plötzlich Schüsse. Etwa 10.000 müssen es sein, die sich allesamt in Laras Stirn bohren. Die guckt nun ganz verdutzt und ist auf der Stelle tot.

Wir Verbliebenen sind geknickt.

„Das wäre die ideale Lösung gewesen!“, fluche ich.

„Ich habe noch ihre rechte Hand in meiner Hand“, sagt meine Frau traurig.

„Leute, dann bleibt uns nichts andere übrig, als entweder uns alle zu opfern oder auf dem Mond zu landen und Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch aufzuspüren, um sie dann auf den Mond zu schießen. Hehe, auf den Mond schießen, ihr versteht? Weil wir sind ja auf dem Mond, hehe!“, sage ich.

„Ja, sehr lustig“, meine Frau.

„Vielleicht sollten wir eurer Tochter erst einmal das Gewehr abnehmen? Bevor noch was passiert?“, schlägt Zacharias vor.

„Unterstehe dich!“, sagt meine Tochter und richtet das Gewehr auf mich.

Warum auf mich? Nun, vergessen Sie nicht, dass Zacharias mein Klon ist und genau so aussieht wie ich.

Aber sie hat doch gehört, wer vorher gesprochen hat, sagen Sie? Lieber Leser, sie ist erst zehn Monate alt. Was erwarten Sie bitte für intellektuelle Höchstleistungen von einer Zehnmonatigen?! Verwenden Sie doch bitte Ihre Energie eher darauf, wie wir diese Geschichte zuende kriegen! Wir sitzen immer noch alle in der nterplanetaren Hyperschallatomwasserstoffkernfusionssolarwindkraftrakete SF-3000, da, wo der vergangene Teil dieser Abenteuerserie aufgehört hat!

Es ist aber wieder einmal meine Frau, die die uns rettende Idee hat.

„Rufen wir die Bullen! Sollen die das doch erledigen!“

Nein, Spaß. Hatte das kurz überlegt, aber wir machen es anders:

„Wir landen jetzt auf der Basis. Man kann sie schon sehen. Und dann reißen wir uns zum großen Finale zusammen und machen den Nazi-Schergen den Garaus! Und dann befreien wir Rutztekostan von den Russen!“

„Was das angeht“, erklärt uns Zacharias, der gerade Spiegel Online gecheckt hat, „brauchen wir nichts mehr zu tun. Russland hat sich aus Rutztekostan zurückgezogen. Auch die Chinesen haben das Interesse verloren, seit wir mit der Rakete geflohen sind. Rutztekostan ist wieder ein freies Land! Und das ist uns zu verdanken! Wir sollten uns die Hände reichen!“

„Auf keinen Fall“, sagen meine Frau, unsere Tochter und ich unisono.

Die Rakete setzt derweil zur Landung an. Wir steigen aus und machen uns auf die Suche nach Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, unserem Endgegner!


Das große Finale naht. Demnächst wieder hier in der Vollständigen Edition!